7.2.2007
Maria Wigo

 

Der Spaziergang !

 

Ich schlurfe durch die Winterzeit,
Vorbei an Stamm und Stiel,
Der Ascheplatz der Weiblichkeit,
Mein auf erzwungnes Ziel.
 

Vergleiche jährlichen Tribut,
Den jeder Baum bezahlt,
Mit dem Verlust von Lebensglut,
Die mit Zersetzung prahlt.
 

Die Schritte rütteln auf den Schnee,
Und formen meine Spur,
Schon seh ich Bäume wund und weh,
Als Glatzen der Natur.
 

Und glänzte üppig einst mein Schopf,
Jetzt ausgedünnt, verstaubt,
Ich trage Leichen auf dem Kopf,
Ein knöchrig, karges Haupt.
 

Die Örtlichkeiten wie gekälkt,
Verknittert hängt der Park,
So wie auch meine Haut verwelkt,
Mit Furchen, grausam, stark.
 

Einst waren meine Wangen prall,
Mit rosig, süßem Saft,
Nun wütet sturmgleich der Verfall
Und höhlt sie fratzenhaft.
 

Der Jahresringe Signatur,
Die aufdringliche Falz,
Entstellt erbarmungslos und stur,
Umkettend meinen Hals.
 

Der Hände knorrig Astgestell,
Mit Altersflecken rund,
Bedecken hastig, adrig, schnell,
Erkennend meinen Mund.
 

Verwehtes, runzlig Holz Terrain,
Das kahl und modernd spriesst,
Zeigt mir als Spiegel eignen Teint,
Der aus der Fassung fliesst.
 

Trotz Fäulnis bleibt es unversehrt,
Konträr wird mir bewusst,
Am Dekolleté nun ausgezehrt,
Hängt die Matronenbrust.
 

Des Baumes Kraft in Wurzeln liegt,
Die seinen Zyklus hebt,
Die rote Quelle ist versiegt
Im Schoss, ... hat ausgelebt.
 

Von Frauenblüte bleibt als Rest,
Gewebeschwache Bucht,
Der Hort, den auch die Lust verlässt,
Trägt nie mehr eine Frucht.
 

Verharr vor meinem Resümee,
Wie Zweige fault’s dahin,
Und wenn ich auch Ruinen seh,
Weiß, ... bald blüht Neubeginn.
 

Der Wald übt die Askese brav,
Genügsam, schlummernd Heer,
So hält auch mein Leib Winterschlaf,
Doch, ... Sommer wird’s nie mehr !
 

 

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