August 2004
von Maria Wigo
 

Das Gleichnis !

         
Noch frag ich mich warum nur ich,
Das Jahr war mir zuviel,
Find keine Ruhe, lächerlich,
Der Liebe grausam Spiel!

        
Die gute Frau bei der ich war,
Ihr Wort nun weise wählt,
Ich seh sie einmal nur im Jahr,
Dies Gleichnis mir erzählt!

         
Ein Stückchen Eisen fahl und grau,
Den Weg zur Schmiede geht,
Weiss nicht genau ob ich mich trau,
Die neue Form erfleht!

         
Schnell hat der Schmied es fest gepackt,
Noch ehe es begriff
Der Schraubstock in das Eisen hackt,
Jetzt kommt der neue Schliff!

         
Der Schmied schürt nur das Feuer noch,
Der Hammer ist bereit,
Das Eisen zappelt, wankt jetzt doch,
Gern hätte es sich befreit!

         
Mit jedem Schlag der Hammer haut,
Der Schmied es mehrfach rollt,
Das Eisen windet sich, schreit laut,
Das hab’ ich nicht gewollt!

         
Der Hammer schlägt, das Feuer zehrt,
 " Selbst wenn Du’s  nicht mehr willst,"
Sich graues Opfer nicht mehr wehrt,
Weils Eisen nun zerschmilzt!

         
Noch in der Glut das Eisen stöhnt,
Warum muss ich das leiden?
" Nur wenn des Hammers Kraft ertönt,
Kann ich Dich neu einkleiden!


Je öfter trägst des Feuers Glut,
Je mehr der Hammer schlägt,
Je mehr Dich quält des Schicksals Wut,
Je mehr Kontur dich prägt!“

       
Und als die Flamm sich dampfend kühlt,
Nicht mehr hat alte Norm,
Der Schmied in wabernd Masse wühlt,
Bekommt das Eisen Form!

       
Erschöpft und schwach bleibt`s  Eisen stumm,
Der Schmied die Arbeit macht,
Mal grad, mal schräg und auch mal krumm,
Das Eisen nun erwacht!

       
Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr,
Genug hast mich gequält,
" Beruhige dich, nichts ist mehr schwer,
Verlässt mich jetzt gestählt!"

       
Und wirklich ist die Form jetzt rund,
Ein wunderschön Gebild,
Verschliesst der Schmied noch letzte Wund,
" Die Aufgabe jetzt gilt!"

       
" Hör viele Seelen weinen laut,
Bist damit nicht allein,
Hab deshalb Dich gestählt gebaut,
Ein Tröster sollst du sein!”

       
Das Eisen sieht zum ersten Mal,
Die eigene Gestalt,
Erhielt durch grosse Lebensqual,
Glänzende Kraft, geballt!

       
Poliert, ein silbern Flügelpaar,
Kommt durch der Schmiede Tor,
Ein stählern Engel steht nun da,
             Steigt in die Luft empor!             

   
 

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