August 2004
            von Maria Wigo

          Der Glassee !
 

           
             Mit siebzehn hat` ich einen Traum,
             Vom Glassee noch bei Nacht,
             Nichts konnt mich halten mehr im Raum,
             Bin davon aufgewacht!

           
             Wir stehen an des Ufers Pracht,
             Vor uns die gläsern Scheibe,
             Hat uns die Fluten aufgemacht,
             Unheimlich, doch ich bleibe!

            
             Sicher und stark nimmst meine Hand,
             Der Glassee uns empfängt,
             Ich folge Dir noch ganz gebannt,
             Das Wasser nun uns lenkt!

            
             Um uns ganz still die Welt noch ruht,
             Die Hand das Wasser teilt,
             Mit sanften Kreisen und viel Mut,
             Im blaugrün wir verweilt!

            
             Doch plötzlich durch die Stille bricht,
             Weit weg am Horizont,
             Ein unbeschreiblich schönes Licht,
             Wie’s nur Natur gekonnt!

            
             Glitzernde Lämpchen tausendfach,
             Bringen den See zum Leben,
             Wie Götterspeise funkelt` s, ach,
             Ich könnt’ vor Freud erbeben!

            
             So schiebt nun der blutrote Ball,
             Den Frühtau sanft beiseite,
             Wir schaun` uns um, all überall,
             Seh’ n wir des Glassees Weite!

            
             Die Sonne die nun wiederkehrt,
             Uns golden sanft anlacht,
             Hat jetzt den Morgentraum beschert,
             Wie’s niemals ich gedacht!

  •   
       Millionen Diamanten nun,
       Wie Prismenlicht sich spiegeln,
       Der Schatz wird nur im Glassee ruh`n,                
       Wenn wir uns in ihm wiegen!

            
             Man nur getropfte Kreise spürt,
             Sonst ist noch alles still,
             Unsere Bahnen zieh`n gerührt,
             Wie’s Glassee von uns will!

            
             Trotz morgendlicher Eises-kält,
             Fühl ich mich stark und warm,
             Seh ich den Blick der mich hier hält,
             Ich ruh in Deinem Arm!

            
             Das Bild das ich im Traum besaß,
             Vertraut und nah bei Dir,
             Bis heute ich es nicht vergaß,
             Wächst weiter noch in mir!

            
             Des Wassers s Kraft und Zärtlichkeit,
             Die Nähe die ich fühlte,
             Hat uns beide so ganz befreit,
             Der Glassee der uns kühlte!

            
             Als Mädchen sah ich’s in dem Traum,
             Glitzernd, funkelnd tanzt das Licht,
             In meines Liebsten Augen schaun,
             Trau mir doch, verlass dich nicht!

            
             Der Lichtstrahl führt gen Himmelsende,
             Tiefwarm sein Blick mich sieht,
             Er kommt ganz nah, nimmt meine Hände,
             Und wartet was geschieht!

            
             So spiegelnd, tiefgrün, blitzeblank,
             Vertraute Hand in meinem Haar,
             Leuchtend Fluten , Ihr, habt Dank,
             Entließ der Glassee uns als Paar!

 

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